Stadt Rhodos - Kolachium I.
Überblick
Zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Insel Rhodos zählen u.a. das im Nordwesten der Altstadt liegende Kolachium, ein mittelalterliches Stadtviertel in der historischen Altstadt der Inselhauptstadt. Insbesondere die Herbergen der Ritter, die Festungswerke, Wallgräben und nicht zuletzt der Großmeisterpalast zählen zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Insel überhaupt. Nach einer Explosion in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden große Teile der Palastanlagen zerstört und zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den Italienern, die zu diesem Zeitpunkt die Insel Rhodos annektiert hatten (1912 - 1943), wieder rekonstruiert und instandgesetzt. Zusammen mit den Türmen und Toren der mittelalterlichen Stadt, den Bastionen der Festung, den Fortifikationen des Hafens, den Häusern der Zungen und der Straße der Ritter ist die Festung der Ritter von Rhodos bis heute sehenswert.
Diese Ansicht teilen allerdings nicht alle Besucher, besonders die Inseleinwohner betrachten sehr kritisch die Rekonstruktion der Palastgebäude als Teil des politisch bestimmten monumentalen Bauprogramms des Faschismus (Italien) auf Rhodos- allerdings profitieren sie bis heute davon. Der Großmeisterpalast wurde im 14. Jahrhundert als Residenz des Großmeisters des Johanniterordens im Hauptort der Insel Rhodos errichtet. Nach der osmanischen Eroberung der Insel im Jahre 1522 diente er als Gefängnis und Pulvermagazin. Durch eine Munitionsexplosion 1856 schwerst beschädigt, wurde der Palast während der italienischen Herrschaft bis 1940 wieder aufgebaut und vergrößert. Original erhalten ist noch der Eingangsbereich mit seinen eindrucksvollen Türmen.
Orden der Johanniter
Der hier neu errichtete Palast war als Residenz des italienischen Königs und später als Sitz für den Duce, Benito Mussolini, vorgesehen. Allein die Kriegsereignisse hinderten beide daran, hier zu residieren. Heute ist hier das Archäologische Museum von Rhodos untergebracht [1]. Wer waren die Johanniter? Die Johanniter waren ursprünglich Krankenpfleger. Bereits um 1070 - also vor dem ersten Kreuzzug - betreuten sie in Jerusalem ein Hospiz, das Kaufleute aus Amalfi (Italien) gegründet hatten. Diese Einrichtung diente als Rast- und Verpflegungsstätte für Pilger, die von Italien per Schiff ins Heilige Land kamen. Ohne diese und ähnliche Einrichtungen wäre der erste Kreuzzug gar nicht möglich gewesen.
Malteser
Nach dem 1. Kreuzzug ins Heilige Land gab ein gewisser Gerhard von Amalfi 1155 dieser Organisation den Charakter eines unabhängigen Ordens. Schon ab 1119 hatten die Johanniterritter neben der Betreuung von Pilgern und Kranken auch den bewaffneten Personen und Eigentumsschutz der Christen in Palästina übernommen. Der Orden dehnte seinen Wirkungsbereich nach Europa aus und errichtete an allen Pilgerstraßen Hospize. Bereits 1150 wurde als erste deutsche Niederlassung in der Stadt Duisburg eine Commende (Komturei) eingerichtet. In der Zeit der Reformation teilte sich der Orden. Der protestantische Zweig behielt den Namen Johanniter, der katholische bezeichnete sich nunmehr als Malteser.
Durch die Eroberung der Insel Malta (1798) durch die Truppen des französischen Kaisers Napoleon Bonaparte als letztem verbliebenen Hauptsitz des Ordens und der anschließenden Säkularisierung verlor der Orden 1803 seine Stellung und wurde in Preußen 1810 aufgehoben. Auch heute noch residiert der Orden in einem Palast auf der Insel Malta. Völkerrechtlich wird der Orden im Allgemeinen als ein souveränes, nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt betrachtet. Ziel des Ordens ist es, Alte, Behinderte, Flüchtlinge, an tödlichen Krankheiten Erkrankte und Leprakranke – unabhängig von Religion oder Herkunft – weltweit karitativ zu unterstützen [1]. Der Orden besitzt außer dem Hauptsitz in Malta auch Niederlassungen u.a. in Venedig und Rom.
Johanniter
Im Jahre 1097 schließlich wurde die Insel Rhodos während des Ersten Kreuzzuges durch die Kreuzritter erobert. 1099 eroberten die Kreuzritter nach langer Belagerung Jerusalem, die wichtige Stadt Akkon hatten sie allerdings nicht einnehmen können. König Balduin I. von Jerusalem holte dies im zweiten Versuch im Frühjahr 1104 nach zwanzigtägiger Belagerung nach. Akkon wurde nun zum Dreh- und Angelpunkt für die Kreuzfahrer im Heiligen Land. Im Mittelalter war Akkon der einzige Hafen an der Levanteküste, in dem bei jedem Wetter Ware gelöscht werden konnte, weshalb er für die Kreuzfahrer von besonderer strategischer Bedeutung war. Der Johanniterorden dehnte nun seine Besitzungen im Heiligen Land aus und erwarb Ländereien an verschiedenen strategischen Punkten wie z.B. in Palästina, in Syrien und in Gebieten der heutigen Türkei.
Festungen
Festungen wurden errichtet wie die Burg Krak des Chevaliers (Syrien), die Burg Margat in Syrien - einer der wichtigsten Stützpunkte der Johanniter im Heiligen Land - wurde 1186 von Baron Reinald Mansoer II. gekauft, weiterhin gab es Kreuzfahrerfestungen in Cäsarea, in Jerusalem, in Jericho und Askalon. Akko sollte die letzte Bastion der Kreuzfahrer und mit ihr die der Johanniterritter werden. Nach dem Verlust von Jerusalem und Askalon (1147) verloren die Johanniter auch die Festung Krak des Chevaliers (1271) und zehn Jahre später, 1281, auch die Burg Margat. Die letzte Festung Akkon verloren sie 1291 an die Araber. Die Johanniter zogen sich zuerst nach Zypern zurück, wo sie in der Nähe der Stadt Limassol residierten.
Zypern
Ihrem Wunsch nach Land entsprach der damalige zyprische König Hugo III. und überließ ihnen ein Gelände mit der Burg Kolossi. Die Ritter des Ordens vom heiligen Johannes zu Jerusalem (Johanniter) waren auf Zypern überaus fleißig und betrieben Weinbau und den Anbau von Zuckerrohr. Da sie sich hier jedoch aufgrund der Machtverhältnisse nicht entfalten konnten, waren sie auf der Suche nach einem neuen Stützpunkt. Mit dem Vierten Kreuzzug 1204 fiel die Insel Rhodos an die Republik Venedig und später wieder an Byzanz, das im Bündnis mit dem Stadtstaat Genua stand. 1306 schloss der Genuese Vignolo de‘ Vignoli, der im Dodekanes verschiedene Lehen innehatte und auf der formal immer noch zum Byzantinischen Reich gehörenden Insel Rhodos eine eigene Herrschaft errichten wollte, einen Vertrag mit den Johanniterrittern. Übrigens: Die Kreuzritter und die Lusignans beherrschten die Insel Zypern noch bis 1489, anschließend gehörte die Insel bis 1571 zur Republik Venedig, danach zum Osmanischen Reich.
Rhodos
Für ihre Hilfeleistung bei der Umsetzung seiner politischen Pläne sicherte er den Ordensrittern unter ihrem damaligen Großmeister Fulko de Villaret ein eigenes Herrschaftsgebiet auf der Insel Rhodos zu. Diplomatisch abgesichert durch die Unterstützung von Papst Clemens V. (1250/65 - 1314), der ihnen Rhodos 1307 als immerwährendes Eigentum zusprechen sollte, begannen die Johanniter mit der planmäßigen Eroberung der Insel. Paralell hierzu, im gleichen Jahr, am Freitag, dem 13. Oktober 1307, ließ der französische König Philipp IV. alle Templer in Frankreich verhaften. Später übertrug der umstrittene Papst Clemens V. die Güter der Templer an den Johanniterorden. Die Gegner der Ritter bei der Eroberung der Insel Rhodos waren neben byzantinischen Truppen auch diverse genuesische Konkurrenten Vignolis und sogar eine Gruppe von Türken, die dem Beylik Mentesche unterstanden.
Eroberung von Rhodos
Die Inbesitznahme von Rhodos nahm daher mehrere Jahre in Anspruch und endete mit der Unterwerfung der Griechen, der politischen Entmachtung der Genuesen und der Vertreibung der Türken [2]. Nachdem der byzantinische Kommandant die belagerte Inselhauptstadt 1309 übergeben hatte, war die Eroberung von Rhodos im Wesentlichen abgeschlossen. Rhodos Stadt wurde in der Folgezeit von den Johannitern stark befestigt und gegen diverse Attacken der umliegenden muslimischen Staaten verteidigt. 1440 und 1444 widerstand es den Angriffen der Mamluken unter Dschakmak, 1480 einem Großangriff der Türken. Mittlerweile hatten die Johanniter auch ihre Besitzungen auf den Inseln Leros und Kos stark befestigt.
Erst unter Sultan Süleyman dem Prächtigen konnte die Inselfestung in der Stadt Rhodos 1522 nach mehreren Monaten von den Türken mit schwerer Artillerie sturmreif geschossen werden, woraufhin die Ritter unter dem Großmeister Philippe de Villiers de l’Isle-Adam (1464 - 1534) kapitulierten und am Neujahrstag des Jahres 1523 die Insel endgültig verließen. Die Ritter und ihre Gefolgsleute zogen sich nun auf die Insel Kreta zurück und ihre Besitzungen auf den anderen Inseln der Dodekanes fielen in die Hände der Türken. Die türkische Herrschaft dauerte bis 1912. Italien besetzte während des Tripoliskrieges am 4. Mai 1912 die Insel Rhodos.
Herbergen der Ritter
Auch der Großmeisterpalast in der Altstadt wurde wiedererrichtet. Da dieser aber in der anderthalbfachen Größe "wiedererbaut" wurde, befindet sich die damals noch vorhandene Marienkirche jetzt an der Hafenpromenade. Wer aufmerksam die sogenannte Straße der Ritter aufwärts zum Großmeisterpalast geht, kommt an beiden Seiten der Straße an den Herbergen der einzelnen Zungen vorbei, den Häusern der Ritter aus Spanien, Frankreich, Italien, England und Deutschland. Hier und da kennzeichnet noch ein Wappen an den Gebäuden oder eine Fahne die Nationalität der Länder und Geschlechter, die den Kern des Johanniterordens bildeten, so, als wären sie nur vorübergehend abwesend...!
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zum Großmeisterpalast auf der Insel Rhodos basieren auf dem Artikel Mittelalterliche Stadt von Rhodos (Stand vom 01.05.2016) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. Die Fotos und Grafiken "Rhodos 1487 - Konrad von Grünenberg - Beschreibung der Reise von Konstanz nach Jerusalem" sind lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported".
2.: Quelle: Insel Rhodos (Wikipedia)
3.: Quelle: Malteserorden