Lindos Teil II.
Überblick
Hier inmitten des kleinen Ortes Lindos befindet sich der Akropolishügel mit den Ruinen der gleichnamigen antiken Stadt. Der Ort Lindos wurde um das 11. Jahrhundert v. Chr. von den Dorern an der Ostküste der Insel Rhodos gegründet. Aufgrund von Funden auf der Akropolis gilt es heute als wahrscheinlich, dass bereits in mykenischer Zeit Griechen bei Lindos siedelten, und sogar die Anwesenheit von Minoern wird nicht ausgeschlossen. Von den Dorern wurden später auch die Städte Ialysos und Kamiros (Kameiros) gegründet. In Lindos befanden sich seinerzeit bedeutende Tempel, die den Ort über seine Grenzen hinaus in der antiken Welt bekannt machten.
Geschichte
Lindos ist die bedeutendste archäologische Stätte auf Rhodos. Über dem kleinen Ort thront ein Felsen, der von einer Akropolis gekrönt wird. Die menschliche Präsenz ist hier seit der Jungsteinzeit (Neolithikum - 5500 bis 2200 v. Chr.) bezeugt. Während des 1. Jahrtausends v. Chr. war Lindos einer der drei Stadtstaaten von Rhodos, zusammen mit Ialysos und Kamiros, die nach dem griechischen Dichter Homer (lebte etwa um 850 v. Chr.) am Trojanischen Krieg teilnahmen. Die alte Siedlung von Lindos, auch heute noch wie das moderne Dorf am gleichen Ort zu finden, besaß vier natürliche Häfen.
Diese Entwicklung stammt aus der geometrischen Zeit (etwa zwischen 1100 - 800 v. Chr.), aber die Blütezeit von Lindos war in der archaischen Zeit (750 - 550 v. Chr.). In dieser Epoche wurde die Stadt eine maritime Macht und entwickelte bedeutende Handelsbeziehungen. Auch war Lindos ein Pionier in der Gründung von Kolonien: Gela in Sizilien im Jahre 688 v. Chr. (zusammen mit Kretern), Phaselis (siehe Foto im Leuchtkasten) und Soloi in Kleinasien (Asia minor - heute Küste der Westtürkei). Eine führende Figur im 6. Jahrhundert v. Chr. war der Tyrann Kleoboulos, einer der sieben Weisen der Antike. Kleobulos von Lindos, war im 6. Jahrhundert v. Chr. der Tyrann von Lindos, er galt anders als spätere Tyrannen nicht als Gewaltherrscher, sondern wurde noch von späteren Generationen positiv gesehen.
Damals wurde der archaische Tempel der Athene gebaut, der weit und breit berühmt war. Im Jahre 408/407 v. Chr. war Lindos an der Gründung der neuen Stadt Rhodos an der Nordspitze der Insel beteiligt. Das berühmte Heiligtum der Athena Lindia blieb in hellenistischer Zeit ein Kultort, der unter den großen pan-rhodischen Heiligtümern an erster Stelle stand. Am Fuße des Westhangs der Akropolis wurde ein Theater entdeckt, das bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. datiert wird und ein rechteckiges Gebäude (Tetrastoon) aus der hellenistischen Periode, das mit religiösen Ritualen zu Ehren des Dionysos Smintheus in Verbindung gebracht wird.
Inschriften von Lindos
Ein weiteres Heiligtum, in dem das opfern von Ochsen und auch andere Riten stattfanden, wie die ungefähr vierzig Inschriften bezeugten, die in die Postamente von Säulen, Marmorbköcken und ähnlichem eingeschnitten waren, die man auf der Akropolis von Lindos entdeckte, befand sich unterhalb der Akropolis auf der Seeseite. Zwei bedeutende Grabdenkmäler stammen noch aus der hellenistischen Epoche: das sogenannte „Grabmal des Kleoboulos“ und das „Archokrateion“. Es gibt kaum Reste aus der frühen christlichen Zeit, einzig die spärlichen Ruinen der Kirche bei Vigli stammen aus dem 5. - 6. Jahrhundert. In die Zeit vom 6. bis 10. Jahrhundert n. Chr. fielen die Überfälle aus dem arabischen Raum, die zum verlassen der Siedlung von Lindos führten.
Pedestal mit Inschrift - gefunden in der Nähe der Exedra von Pamphilidas auf der Akropolis von Lindos - eingebunden über Wikimedia Commons
Ludwig Roß in Lindos
Der deutsche Archäologe Ludwig Roß (1806 - 1859) war hier in Lindos im Jahr 1843 vor Ort:
"...(...) allein bei meiner ersten Anwesenheit in Lindos , im September 1843, konnte ich sie doch nicht besuchen, weil der Türke , der den Schlüssel zum Thore hatte , eben verreist war. Am 23. Mai dieses Jahres (1843) kehrte ich, zum Ueberflusse noch mit einem besondern Erlaubnißscheine des gefälligen Hassan-Paschah Tschesmeli von Rhodos versehen, nach Lindos zurück, und gieng sogleich mit dem Schloßwärter Hussein-Agà, mit einem handfesten Griechischen Priester Papa Georg und einem der Griechischen Primaten des Ortes auf die Burg. Wir stiegen die solid und bequem gebaute Steintreppe hinauf, auf welcher auch die Pferde der Ritter auf- und abgeführt werden mußten, und traten in das schöne Portal, über welchem, wie an den meisten öffentlichen Bauten auf der Insel, wieder das Wappen des wahrhaft großen Ordensmeisters und Cardinals Peter von Aubusson* prangte." [2]
*Er meint den Großmeister Pierre d’Aubusson, auch Petrus Albussanus, (* 1423 in Le Monteil-au-Vicomte, Frankreich; † 3. Juli 1503, Rhodos;) war von 1476 bis zu seinem Tod der 40. Großmeister des Johanniterordens und seit 1489 Kardinal der Römischen Kirche.
...weiterhin führt er aus:
„ (...) kaum hatten wir einen ersten flüchtigen Gang durch die Trümmer der Fränkischen und Türkischen Gebäude auf der Burg gemacht, als wir schon soviel halbverschüttete Inschriften bemerkten, daß eiligst in das Dorf hinunter gesandt werden mußte, um Hacke, Spaten, Kehrbesen, Wasser und Schwamm heraufzuholen. Mit diesen Werkzeugen machten wir uns denn an die Arbeit, die halbversunkenen Marmorblöcke auszugraben, umzuwälzen, zu reinigen, wobei Hussein Agà und Papa Georg mit der größten Anstrengung wetteiferten, und womit wir diesen Nachmittag und den folgenden Vormittag vollauf zu tun hatten: Während mein Architekt die Reste zweier Dorischer Tempel ausmaß und zeichnete, der Athene Lindia und des Zeus Polieus, von denen als den Hauptgottheiten der Burg die nachstehenden Inschriften vielfacher Zeugniß geben (...).“ [2]
Die Bewohner von Lindos siedelten nun auf dem Gelände des Kastro. Zeugen der Kontinuität des Lebens in Lindos aus der byzantinischen Zeit sind die kleinen Kirchen aus dem 11. bis zum 13. Jahrhundert. Während dieser Zeit wuchs die neue Siedlung in der Umgebung der Kirche der Jungfrau Maria wie zuvor am Fuße der Akropolis. Es begann die sogenannte Hospitaliter Zeit, da der Johanniterorden im Jahr 1309 das von Byzanz nur schlecht verteidigte Rhodos eroberte. Über 200 Jahre herrschten die Johanniter über die Insel. Rhodos wurde stark befestigt und ein mächtiger Großmeisterpalast entstand in der Stadt an der Nordspitze der Insel.
Auch hier in Lindos haben die Johanniter ihre Spuren hinterlassen. Sie errichteten eine Festung auf dem Burgberg von Lindos, die heute noch besteht. In den darauffolgenden Jahrhunderten der osmanischen Herrschaft (ab 1522) wurden viele Männer aus Lindos Seeleute und einige von ihnen sogar Schiffsführer, was einen gewissen Reichtum für Lindos bedeutete, den man heute noch an den sogenannten "Kapitänshäusern" (griech.: Kapetaneika) erkennen kann und was durch einige Residenzen der aufstrebenden Bourgeoisie belegt wird.
Sehenswürdigkeiten
- 1: halbkreisförmige Exedra des Pasiphon;
- 2: Relief mit Darstellung einer Triere;
- 3: Stiegenaufgang zur Burg;
- 4: Burgfeste der Johanniter (zwei Verwaltungsgebäude);
- 5: Agios-Ioannis-Kirche;
- 6: Dorische Stoa und Gewölbe, links und rechts von der Treppe;
- 7: römischer Tempel des Diocletian (Grundmauern);
- 8: späthellenistische Treppe;
- 9: hellenistische Stoa (Säulenhalle), links und rechts von der Treppenanlage;
- 10: große Propylae (Vorhalle) / Monumental-Treppenanlage;
- 11: kleine Propylae (Vorhalle);
- 12: Tempel der Athena Lindia;
- 13: Portikus des Psithyros (Grundmauern);
Lindos heute (Lindos Teil I.)
Was bei einem Rundgang durch den kleinen Ort Lindos sofort ins Auge fällt, sind die vielen alten Häuser mit jeweils individuellen Portalen. Es handelt sich hier um die sogenannten Kapitänshäuser, deren Erbauer dieses Patent innehatten, aber auch Seefahrer und Händler, die ihr hierdurch erworbenes Vermögen in ihr Heimatdorf Lindos in die Errichtung ebensolcher Häuser investierten. Die Portale der Häuser sind sehr schön verziert....
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Lindos Teil III. - Befestigungen
Der hohe, steile Felsen von Lindos, auf dem sich die Akropolis befindet, war in allen historischen Epochen eine natürliche Festung und ein sicherer Zufluchtsort für die Einwohner der Stadt. Die erste befestigte Umfriedung wurde Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. vom Tyrannen Kleoboulos errichtet. In hellenistischer Zeit (frühes 3. Jahrhundert v. Chr.) wurde an derselben Stelle eine mit rechteckigen Türmen verstärkte Mauer errichtet. Heute sind kleine Teile der Befestigungsanlagen und die Fundamente zweier Türme an der....
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Lindos Sehenswürdigkeiten - (Lindos Teil IV.)
Die gesamte Anlage auf der Akropolis von Lindos wurde in den Jahren von 1985 - 2008 komplett restauriert. Trotz des positiven ästhetischen Ergebnisses, das die vorhergehenden italienischen Restaurierungsarbeiten bis zum Jahr 1943 erzielt hatten wurde schnell klar, dass es für die Darstellung der Monumente aus der Antike eine Katastrophe war. Die schlechte Qualität des neuen Baumaterials - Stahlbeton in den Verbindungen zwischen Architekturelementen - auch die Korrosion der Eisenbewehrung, z.B. fehlerhafte Platzierungen antiker Elemente....
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Paulus-Bucht in Lindos
Die Insel Rhodos, und hier im Besonderen der Ort Lindos, steht in Beziehung mit einer Erwähnung in in der Apostelgeschichte im Neuen Testament. Hier in der kleinen Bucht von Lindos soll der Apostel Paulus auf seiner 3. Missionsreise (51 - 53 n. Chr.?) angelegt haben. Eine kleine Kapelle in der Bucht - die seinen Namen trägt - erinnert heute an dieses denkwürdige Ereignis....
Weitere Informationen zur 3. Missionsreise des Apostel Paulus, die ihn durch Kleinasien und bis nach Griechenland führte, finden Sie hier....!
Quellenangabe:
1.: Die Informationen zum Ort Lindos auf der Insel Rhodos basieren auf dem Artikel Lindos (Stand vom 03.06.2010) und stammen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und stehen unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
2.: Die Informationen zu den Inschriften aus Lindos stammen aus "Inschriften von Lindos auf Rhodos" von Ludwig Roß, mit einem Nachwort von Ernst Curtius, Athen, 3. November 1844, Google Books, Seite 163/164.
Das Foto aus der Wikimedia Commons "Ruinen des Tetrastoon - Autor: Bernard Gagnon" ist lizenziert unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Unported".